Funktions-MRT-Beispielbefund einer Kopfgelenksinstabilität

 

München, den 13.09.2005
Sehr geehrte Herren Kollegen,
besten Dank für die freundliche Überweisung Ihres Patienten,
XXX
Klinische Diagnose: Verletzung des Kopfgelenksverbundes

Anamnese

Patient klagt infolge eines Freizeitunfalls mit einem stumpfen Trauma gegen den Kopf über massive als brennend oder ziehend beschriebene Schmerzen am Hinterhaupt, haltungsabhängige Sehstörungen, Kreislaufstörungen, vorher nicht aufgetretener Blutdruckschwankungen, Lähmungserscheinungen, Parästhesien in Gesicht und Extremitäten, posttraumatische Amnesie, mehrfach erlebtes nächtliches Aufschrecken mit kurzzeitiger vollkommener Blindheit, massivem Hinterhauptschmerz, Schwindel und Benommenheit. Nach Aufrichten des Körpers und nach dem er den Kopf kurz in den Nacken legt, bessern sich Sehstörung und Schwindel langsam wieder. Dies sei durch Rückenlage in Entspannung reproduzierbar.

Der Patient hatte in der Folge des Unfalls mehrere Einrenkbehandlungen der Halswirbelsäule hinter sich. Die Beschwerden traten laut Patient erst einige Zeit nach dem Unfall auf und in diesem Ausmaß erstmals in der Nacht nach einem spätnachmittaglichen chiropraktischen Einrenkmanöver.

Untersuchung

MRT der oberen Halswirbelsäule in Rechts- und Linksneigung
1.0 Tesla Magnetom Harmony: Einzelsfunktionseinstellungen coronar und transversal mit T1- und T2-Wichtung, sowie MR-Angiographie in MIP-Rekonstruktionstechnik

Neuroradiologischer Befund

Darstellung der Region der Kapselbegrenzung und ihrer Relation zur Arteria vertebralis. Abbildung von synovialen Kapselgelenkkonturen in maximaler Rechts- und Linksneigung.
Der Halswirbelkörper 2 zeigt keine demarkierbaren Veränderungen im Spongiosabereich, jedoch an den dorsalen Periostkonturen und des Denssspitzenperiostes. Der Abstand zwischen Dens und Rückenmark ergibt in Neutralposition den erforderlichen Sicherheitsabstand. Die fibrösen Kapselgelenke zeigen subchondrale Strukturunregelmäßigkeiten in den C1/C2-Gelenken bds. mit bereits Druckusuren bei C1/C2 bds. Volumenminderung / Flußminderung im anatomischen Atlasschleifenverlauf beider Aa. vertebrales.

Paradoxe Beweglichkeit in den C0/C1-Gelenken, seitlich/rotatorische Subluxation C1/C2.

Beurteilung

Myelon
Die anteilig abgebildete Medulla spinalis cervicalis und das verlängerte Rückenmark ergeben keine Zeichen einer Myelomalazie oder eine Syringomyelie, jedoch einen nahezu funktionellen Myelonkontakt im Bereich des craniocervicalen Übergangs.

Arteriae vertebrales
Zeichen einer Volumenminderung der A. vertebralis mit Betonung im Atlasschleifen-Abschnitt bds. Keine Anzeichen einer A. vertebralis-Fenestration. Normale Darstellung links.

Fibröse Kapselgelenke
Die fibrösen Kapselgelenke zeigen subchondrale Strukturunregelmäßigkeiten in den C0/C1 und C1/C2-Gelenken bds. mit bereits Druckusuren bei C1/C2 bds. Die Capsulae articulares C1/C2 (lateral) scheinen bds. gerissen. Paradoxe Beweglichkeit C0/C1.

MRT der Kopfgelenksbänder in Links- und Rechtsrotation

1.0 Tesla Magnetom Harmony: Einzelfunktionseinstellungen sowie in maximalen
Rotationsbewegungen jeweils mit off-axis-Einstellungen entsprechend dem Kapsel- und Bänder-Verlauf

Neuroradiologischer Befund

Darstellung der Region der Faserverläufe der Kopfgelenksbänder und des synovialen Denskapselgelenkes / und der angrenzenden Bursae von HWK 2. Das Ligamentum transversum atlantis zeigt ausgeprägte Faserstrukturveränderungen links, rechts mäßig. Das Ligamentum apicis dentis zeigt einen durchgängigen Verlauf. In den maximalen Anspannungspositionen zeigen die Ligamenta alaria bds. Faserstrukturveränderungen bds. (links vom Typ IIa (Teilruputur mit ausgeprägter struktureller Läsion), rechts Typ I (komplette Ruptur). In den Bewegungspositionen bis zur maximalen Endrotation zeigt sich eine deutliche Abstandsvergrößerung zw. Dens und dessen Umgebung mit beidseitigem Bewegungsausschlag (links und rechts).

Es zeigt sich eine nahezu Aufbrauchung des Subarachnoidalraums durch Weichteilgewebe in beiden Rotationspositionen und in der Ante- und Retrofunktion der Nick-Bewegungen.
Entsprechend der Funktionsbewegung kommt es bei Anteflexion zum Rückenmarkskontakt.

Ausgeprägte Unregelmäßigkeiten entlang der synovialen Begrenzung der densspitzennahen Kopfgelenkskapsel (haubenförmig) bds. betont.

Beurteilung

Lig. transversum atlantis sowie des Ligamentum apicis dentis
Es zeigen sich leichte Signal- und Strukturveränderungen des Lig. transversum atlantis links und in mäßiger Ausprägung auch rechts. Die Integrität des Ligamentum apicis dentis scheint intakt.

Ligg. alaria
Die Ligamenta alaria zeigen ausgeprägte Faserstrukturveränderungen. Das linke Flügelband zeigt eine Teilruptur mit ausgeprägter struktureller Läsion, das rechte Flügelband bildet eine Komplettruptur ab.

Densnahe Gelenkkapsel
Deutliche densnahe Gelenkkapselveränderungen mit Kapselrandpathologie rechts und links, sowie Zeichen einer Strukturpathologie peridental mit mangelnder Demarkierung der synovialen Grenzkonturen im Kapselapparat als Zeichen einer Kapselruptur beidseits – Vollständige Ruptur im Rahmen eine Dens-Spitzentraumas.

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Olaf Posdzech, 2019

 

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